Vom Verdacht „taubes Baby“ bis zum Hören mit Cochlea Implantat

Taubes Baby: Eine mögliche Hörstörung gilt es ehestmöglich abzuklären und weitere Schritte einzuleiten. Dann heißt es eventuell, mögliche medizinische und technische Lösungen in Erwägung zu ziehen. Im Falle einer Taubheit oder stark hochgradigen Hörstörung ist das Cochlea Implantat das Mittel der Wahl.

Taubes Baby schläft ruhig auf der Schulter der Mutter

Erste Schritte bei Verdacht „Taubes Baby“

Unmittelbar nach der Geburt eines Kindes wird in Österreich flächendeckend neben weiteren wichtigen ersten Untersuchungen das im Mutter-Kind-Pass integrierte sogenannte Neugeborenen-Hörscreening (NGHS) durchgeführt. Diese unkomplizierte und für das Baby sanfte Methode, das Gehör zu testen, bietet rasche Erstinformation zu eventuellen Auffälligkeiten. Um eine mögliche einseitige Ertaubung rechtzeitig erfassen zu können, sollte diese Untersuchung übrigens selbstverständlich auf beiden Ohren durchgeführt werden.

Weitere Schritte zu den ExpertInnen

Nach Entlassung aus der Geburtsklinik sind die KinderärztInnen die ersten Ansprechpartner für Eltern. Falls das Neugeborenen-Hörscreening in der Geburtsklinik auffällig war und man nicht automatisch in eine HNO-Klinik überwiesen worden sind, sind sie ebenfalls ein wichtiger Kontakt, mit denen man das Thema besprechen sollte. Denn wie früh eine kindliche Hörstörung entdeckt wird, ist entscheidend für die Entwicklung der Hörbahn und damit für die frühkindliche Sprachentwicklung.

Da das Neugeborenen-Hörscreening nur einen ersten Hinweis auf eine eventuelle Hörstörung zeigt, bedarf es nämlich weiterer wichtiger Untersuchungen, wie beispielsweise einer sogenannten Hirnstammaudiometrie (BERA), die sehr genaue Informationen zum Hörstatus des Kindes abliefert.

Taubes Baby: Die Wahl für ein Cochlea Implantat

Sollte sich herausstellen, dass der Grad oder die Art der Hörstörung des Kindes die Versorgung mit einem klassischen Hörgerät nicht zulässt, sollte man über die Möglichkeit eines implantierbaren Hörsystems für das Kind nachdenken. Die mittlerweile jahrzehntelange Erfahrung der Implantat-Entwickler sowie von deren zufriedenen NutzerInnen erleichtern vielleicht die Entscheidung für diesen wichtigen Schritt. Dabei ist mittlerweile eines sicher: die Diagnose taubes Baby kann dank diesem Erfahrungsschatz und der technischen Entwicklung gut überwunden werden.

Die Cochlea Implantat-Operation

Was genau passiert bei einer Cochlea Implantation, welche Voraussetzungen sind dafür notwendig, welche Vorbereitungen müssen im Vorfeld getroffen werden und was ist zu beachten nach der Operation?

Wenn sämtliche Untersuchungen und Beratungsgespräche zum Hörstatus zur Entscheidung für ein Cochlea Implantat führen, erfolgt der Weg zum (wieder) Hören in folgenden Schritten:

Notwendige Voruntersuchungen:

  • Eine umfassende internistische Untersuchung ist vor jeder Operation Standard und gewährleistet einen komplikationslosen Operations- und Genesungsverlauf.
  • Eine Computertomographie, um die „Innenansicht“ des Hörorgans zu erhalten sowie die spezielle Prüfung der Hörnerv-Funktion sind die Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Implantation.

Maßnahmen vor der Operation:

  • Erkältungsbegünstigende Situationen vor der OP vermeiden
  • Liste der Medikamente mit dem ärztlichen Personal checken, die das Kind davor eventuell regelmäßig einnimmt

Begleitperson im Krankenhaus

Für die meisten Eltern steht fest, dass sie ihr Kind im Krankenhaus auf gar keinen Fall allein lassen wollen. Aus diesem Grund übernachtet oft ein Eltern- oder Großelternteil ebenfalls im Krankenhaus. Die meisten öffentlichen Krankenhäuser gestatten die Übernachtung von Begleitpersonen bis zum vollendeten 18. Lebensjahr des zu betreuenden Kindes. Informieren Sie sich vorab bei Ihrem Krankenhaus des Vertrauens über etwaige Kosten bzw. denken Sie über einen Abschluss einer sogenannten Begleitkostenversicherung nach.

Die Operation und Versorgung mit einem Cochlea Implantat

Nach jahrzehntelanger Weiterentwicklung der Operationstechnik ist die Operationsdauer heute wesentlich kürzer. Heute gilt dieser chirurgische Eingriff als Standard-OP, der in zahlreichen HNO-Kliniken durchgeführt wird, und dauert durchschnittlich ein bis zwei Stunden, auch bei gleichzeitiger beidohriger Versorgung.

Bei der Implantation wird die Empfangsspule im Schädelknochen hinter dem Ohr befestigt und ein Elektrodenträger durch eine kleine Öffnung, das sogenannte Runde Fenster, in die Hörschnecke (Cochlea) eingeführt.

Ein intraoperativer Test des anwesenden Technikers stellt sicher, ob das Kind positiv auf die ersten Stimulationen des Implantats reagiert.

Nach der Operation:

  • Durch die kleine Schnittführung wird der Wundschmerz nicht lange andauern oder allzu groß sein.
  • Nach Entlassung sollte man Folgendes beachten:
    • Eventuelle Einnahme notwendiger Medikamente (Antibiotikum, Schmerzmittel etc.)
    • Kein Haarewaschen bis zur Nahtentfernung
    • Allgemeine Schonung in den ersten Wochen nach der OP

Die Erstanpassung

Frühestens nach der Nahtentfernung (etwa zehn Tage nach der Operation), spätestens aber ab der vierten postoperativen Woche findet die sogenannte Erstanpassung statt. Dabei erhält der/die PatientIn den äußeren Teil des Implantats, den sogenannten „Audioprozessor“, der hinter der Ohrmuschel oder als Buttonprozessor (etwas oberhalb) getragen wird. Erst durch ihn kann das System aktiviert werden. Bis zu diesem Tag ist das Ohr also nach der Operation noch taub. Der Audioprozessor wird eingeschaltet und angepasst. Ab sofort können Audiosignale an das Implantat übertragen und wahrgenommen werden. Ein großer und unvergesslicher Moment für PatientIn und Angehörige!

Hörfrühförderung

Die Hörfrühförderung hat zum Ziel, die Kompetenzen von betroffenen Kindern und deren Eltern zu fördern. Die Stärkung der kommunikativen Kompetenz, die Integration des Hörens sowie eine ganzheitliche entwicklungspädagogische Förderung sind die großen Ziele in der Frühförderung.
Das Einbinden der Familie gehört unbedingt dazu, die Eltern sind die wichtigsten Partner in der gemeinsamen Arbeit mit dem Kind. Meist besuchen die HörfrühförderInnen die Familien in ihrer häuslichen Umgebung, zusätzlich beraten und begleiten sie bei der Auswahl des Kindergartens und gehen zu spezifischen Terminen mit.
Regelmäßige Treffs, bei denen sich Eltern austauschen können, werden ebenfalls vielerorts angeboten, die Kinder haben dort die Möglichkeit, in der Gruppe mit anderen hörbeeinträchtigten Kindern zu spielen.

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Taubes Baby – Der Weg zum Cochlea Implantat