Ab wann wird Hörverlust zur Behinderung oder Einschränkung?

Bei der Tonschwellenaudiometrie wird die Hörleistung bei einzelnen Tonhöhen gemessen. Die Sprachaudiometrie gibt Auskunft, wie gut der oder die Betroffene noch kommunizieren kann. Doch ab wieviel Prozent Hörverlust sollten wir für Abhilfe sorgen?

HNO-SpezialistIn oder HörgeräteakustikerIn messen das Hörvermögen ihrer PatientInnen, um die Notwendigkeit einer Hörhilfe festzustellen, ein passendes Hörgerät oder Hörimplantat zu empfehlen oder die Wirksamkeit einer Hörhilfe zu beurteilen. Gemessen wird dabei jedes Ohr für sich mittels Kopfhörer oder Knochenleitungshörer, sowie bei der Freifeldaudiometrie beide Ohren gemeinsam mittels Lautsprecher.

Wie funktioniert der Hörtest?

Beim Hörtest wird immer mit normalhörenden jungen Erwachsenen verglichen! Bei der Tonaudiometrie wird gemessen, wieviel Dezibel (dB) ein bestimmter Ton für die Testperson lauter sein muss als für Normalhörende, damit sie den Ton wahrnimmt. Beim Hörverlust für Zahlwörter wird die Lautstärke gemessen, bei der gerade die Hälfte der Zahlen richtig verstanden wird – das Ergebnis der Testperson wird wieder verglichen mit jenem von Normalhörenden. Der sogenannte Diskriminationsverlust bei der Sprachaudiometrie mit einsilbigen Wörtern zeigt die Prozent (%) der nicht verstandenen oder falsch verstandener Wörter bei einer bestimmten Lautstärke.

Prozent ist dabei ein lineares Verhältnismaß: 100 Prozent sind das Ganze, 50 Prozent die Hälfte, 25 Prozent ein Viertel des Ganzen. Dezibel beschreibt hingegen ein logarithmisches Verhältnis: 6 Dezibel ist das Doppelte, 12 Dezibel das Vierfache, 0 Dezibel ist gleich laut, -6 Dezibel wäre halb so laut.

Ab wieviel Prozent ist Hörverlust mehr als nur geringfügig?

Wird als Beschreibung des Hörverlusts ein allgemeiner Prozentsatz ohne weitere Beschreibung genannt, so handelt es sich um einen Wert, wie er zur Ermittlung des Grads der Behinderung und einer eventuellen Minderung der Erwerbsfähigkeit herangezogen wird. Er wird entsprechend genormter Tabellen aus der Sprach- oder Tonaudiometrie ermittelt.

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Was bedeuten die Prozentangaben bei Hörverlust?

Schwerhörigkeit Hörverlust (%)
geringgradige, leichte Schwerhörigkeit 20-40 % Hörverlust
mittelgradige Schwerhörigkeit 40-60 % Hörverlust
hochgradige Schwerhörigkeit 60-80 % Hörverlust
Resthörigkeit 80-90 % Hörverlust
Taubheit 100% Schwerhörigkeit

Diese in Deutschland vorgesehene Berechnung wurde in viele Audiometern, mit denen die Hörfähigkeit gemessen wird, implementiert und kann dort direkt ausgelesen werden. Das mag mit ein Grund sein, warum dieser knappe Zahlenwert häufig als grobe Einschätzung des Hörvermögens genannt wird. Für eine Entscheidung bezüglich einer apparativen Hörunterstützung müssen immer Ton- und Sprachaudiogramm in Kombination zugrunde gelegt werden!

Was die Weltgesundheitsorganisation WHO dazu sagt

Zunehmend an Bedeutung gewinnt die Einteilung gemäß der Weltgesundheitsorganisation WHO. Diese orientiert sich am mittlere Hörverlust bei Tönen mit den Frequenzen 500 Hertz, sowie 1, 2 und 4 Kilohertz am jeweils besser hörenden Ohr, angegeben in Dezibel. Diese dB-Angaben sind mit den Prozentangaben nicht direkt vergleichbar, auch wenn die Abstufung auf den ersten Blick ähnlich wirkt:

Schwerhörigkeit Hörverlust (dB)
geringgradige Schwerhörigkeit 20-40 dB Hörverlust
mittelgradige Schwerhörigkeit 41-60 dB Hörverlust
hochgradige Schwerhörigkeit 61-80 dB Hörverlust
Resthörigkeit, an Taubheit grenzend mehr als 80 dB Hörverlust

Ab wann wirkt sich Hörverlust im Alltag aus?

Von „behinderndem Hörverlust” spricht die WHO ab einer Hörschwelle von 35 dB oder mehr auf dem besser hörenden Ohr - und fordert für die Betroffenen die Möglichkeit zur Unterstützung unter anderem durch apparative Hörhilfen. In Wissenschaft und im klinischen Alltag ist mittlerweile aber unumstritten, dass auch einseitiger Hörverlust den Alltag einschränkt.