Cochlea-Implantate können Otosklerose weder heilen noch stoppen – aber sie helfen!
Bei einer sogenannten Otosklerose bildet sich – zumeist am Übergang von den Hörknöchelchen zum Innenohr – schwarmartige Masse, sogenannte Fibrosis, die sich von dort ausbreitet und in der Osteogenese versteift. In Folge verlieren Betroffene an Hörvermögen, bis hin zu funktionaler oder vollständiger Ertaubung.
Der chirurgische Ersatz betroffener Gehörknöchelchen durch eine sogenannte Stapesplatik kann das Hörvermögen häufig ganz oder teilweise zurückzubringen, in den Anfangsphasen helfen auch konventionelle Hörgeräte. Doch sobald der Hörverlust am jeweiligen Ohr die Kriterien für ein Cochlea-Implantat, kurz: CI, erreicht, wird dieses zur geeigneten Wahl der Mittel.
Otosklerose-Betroffene haben mit CI gute Hörerfolge!1 2
Sobald das Ausmaß des Hörverlusts ein Cochlea-Implantat sinnvoll macht, sind Otosklerose-Betroffene damit zufriedener als mit einer Stapes-Rekonstruktion – das belegen wissenschaftliche Studien3!
Wie bei allen CI-Nutzer:innen hängt der spätere Hörerfolg auch bei Otosklerose maßgeblich davon ab, wie lange das betroffene Ohr taub war. Das CI kann zwar das Fortschreiten der Erkrankung nicht stoppen, aber es stellt die Hör- und Kommunikationsfähigkeit wieder her, vermeidet die mit Höreinschränkungen verbundenen Folgeprobleme und erhält dadurch die Funktionsfähigkeit des Hörnervs4 5 6 und die kognitive Zuordnung auditiver Areale.
Drei starke Gründe also, bei fortgeschrittener Ertaubung durch Otosklerose frühzeitig über eine Cochlea-Implantation nachzudenken!
Verbreitung von Otosklerose und mögliche Auslöser
Otosklerose betrifft mehr Frauen als Männer. Erstmals diagnostiziert wird sie meist, wenn die Patient:innen zwischen 15 und 45 Jahre alt sind: Kein Zufall, denn Änderungen im Hormonhaushalt gehören zu den typischen Auslösern der Krankheit. Andere Auslöser können aber auch Infektionskrankheiten oder übermäßiger Lärm sein, auch genetische Ursachen stehen in Verdacht.
Verlauf und Auswirkungen von Otosklerose
Die Gewebeveränderungen durch Otosklerose müssen nicht immer gleich zu Hörverlust führen. Wenn, dann beginnt er meist im Tieftonbereich. Oft kommt es auch zu Schwindel und Ohrgeräuschen. Auffällig ist: Betroffene verstehen Sprache in lauter Umgebung mitunter besser als in ruhiger Umgebung.
Bei rund 30 Prozent der Otosklerose-Betroffenen ergreifen die Verknöcherungen mit den Jahren auch das Innenohr (Cochlea-Ossifikation). Auch wenn die Strukturen im Mittelohr beweglich bleiben, können schädliche Substanzen entstehen, die das Innenohr schädigen (Innenohr-Otosklerose). Selbst wenn nicht beide Ohren gleichermaßen betroffen sind, erschwert die Höreinschränkung die Kommunikation und kann zahlreiche Folgebeeinträchtigungen mit sich bringen. Wieder gut zu hören, ist daher wesentlich!
Literatur
[1] Skarzynski PH et al. Outcomes of Cochlear Implantation in Patients with Far-Advanced Otosclerosis Who Had Previously Undergone Stapes Surgery. J Int Adv Otol. 2024; 20(2): 101–107. doi: 10.5152/iao.2024.231332.
[2] Assiri M et al. Cochlear implantation among patients with otosclerosis: a systematic review of clinical characteristics and outcomes. Eur Arch Otorhinolaryngol. 2022; 279(7): 3327–3339. doi: 10.1007/s00405-021-07036-5.
[3] Kondo M et al. Cochlear Implantation in Far Advanced Otosclerosis: A Systematic Review and Meta-Analysis. Laryngoscope. 2023; 133(6): 1288–1296. doi: 10.1002/lary.30386.
[4] Kopelovich JC et al. Intracochlear electrical stimulation suppresses apoptotic signaling in rat spiral ganglion neurons after deafening in vivo. Otolaryngol Head Neck Surg. 2013 Nov; 149(5): 745–752. doi: 10.1177/0194599813498702.
[5] Chen I et al. The effect of cochlear-implant-mediated electrical stimulation on spiral ganglion cells in congenitally deaf white cats. J Assoc Res Otolaryngol. 2010 Dec; 11(4): 587–603. doi: 10.1007/s10162-010-0234-3.
[6] Fallon JB et al. Effects of chronic cochlear electrical stimulation after an extended period of profound deafness on primary auditory cortex organization in cats. Eur J Neurosci. 2014 Mar; 39(5): 811–820. doi: 10.1111/ejn.12445.
Mehr über die Cochlea Implantation
Mehr rund um die für ein Cochlea Implantat notwendige Operation finden Sie hier!

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