Bonebridge oder Cochlea-Implantat: Welches Hörimplantat bei Otosklerose?
Otosklerose – Behandlungsmöglichkeiten mit Hörimplantaten
Otosklerose ist eine krankhafte Gewebebildung, die meist am Übergang vom Mittel- zum Innenohr beginnt. In letzter Folge führt sie zur Verknöcherung der Mittelohrstrukturen.
Wenn die Gehörknöchelchen nicht mehr beweglich sind, können sie ihrer Funktion zur Signalweiterleitung und Impedanzwandlung nicht mehr nachkommen: Die Folgen reichen von leichten Höreinbußen bis zur Ertaubung.
HNO-Mediziner:innen raten häufig zur Beobachtung, leichte Höreinbußen werden oft mit konventionellen Hörgeräten kompensiert. Bei signifikantem Schallleitungshörverlust entfernt der:die Chirurg:in bei einer Stapedektomie oder Stapesplastik genannten Operation den verknöcherten Teil und ersetzt ihn mit einem Passiven Mittelohrimplantat. Viele Patient:innen hören dann wieder besser. Doch 10 bis 15 Prozent der Patient:innen hilft weder diese Operation noch ein Hörgerät. Die meisten dieser Betroffenen können von einem aktiven Hörimplantat sehr gut profitieren!
Im Vergleich: Bonebridge oder Cochlea-Implantat bei Otosklerose
Unter den Otosklerose-Betroffenen gibt es für beinahe jedes Implantat-System gut geeignete Kandidat:innen. Zwei Systeme sind besonders oft passend:
- Das Knochenleitungsimplantat Bonebridge bei überwiegender Schallleitungsschwerhörigkeit
- Ein Cochlea-Implantat, kurz: CI, wenn das Innenohr im entsprechenden Umfang mitbetroffen ist.
Die Bonebridge nutzt die Knochenleitung des menschlichen Schädelknochens, um das funktionseingeschränkte Mittelohr zu umgehen. Sie wandelt Schall in mechanische Schwingungen um, die im Mittelohr oder am Übergang zum Innenohr übertragen werden. Von dort wandern sie auf dem natürlichen Weg weiter ins gesunde Innenohr.
Wenn auch das Innenohr seiner Aufgabe nicht mehr nachkommen kann, ist ein CI indiziert. Dieses wandelt Schall in elektrische Impulse, mit denen es den Hörnerv direkt stimuliert. Diese neue Art des Hörens braucht Gewöhnung, doch Studien zeigen: Wenn ein CI indiziert ist, sind Otosklerose-Betroffene damit zufriedener als mit einer ebenfalls operativen Stapes-Rekonstruktion1.
Wie Hörimplantate bei Otosklerose helfen
Zwar kann keine der genannten Interventionen das krankhafte Knochenwachstum stoppen. Das Hören lässt sich aber in jeder Phase der Erkrankung mit passenden Hörhilfen verbessern, um Folgeprobleme zu vermeiden. Die auditive Stimulation wirkt einer Degeneration des Hörnervs entgegen
2 3 4 und hilft, die kognitive Zuordnung von Höreindrücken aufrecht zu erhalten. Betroffene sollten möglichst unverzögert passende Hörhilfen einsetzen.
Literatur
[1] Kondo M et al. Cochlear Implantation in Far Advanced Otosclerosis: A Systematic Review and Meta-Analysis. Laryngoscope. 2023; 133(6): 1288–1296. doi: 10.1002/lary.30386.
[2] Kopelovich JC et al. Intracochlear electrical stimulation suppresses apoptotic signaling in rat spiral ganglion neurons after deafening in vivo. Otolaryngol Head Neck Surg. 2013 Nov; 149(5): 745–752. doi: 10.1177/0194599813498702.
[3] Chen I et al. The effect of cochlear-implant-mediated electrical stimulation on spiral ganglion cells in congenitally deaf white cats. J Assoc Res Otolaryngol. 2010 Dec; 11(4): 587–603. doi: 10.1007/s10162-010-0234-3.
[4] Fallon JB et al. Effects of chronic cochlear electrical stimulation after an extended period of profound deafness on primary auditory cortex organization in cats. European Journal of Neuroscience. 2014 Mar; 39(5): 811–820. doi: 10.1111/ejn.12445.
Mehr über die Cochlea Implantation
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