Materialen, Technik und Mythen über CIs im Faktencheck

Für Menschen mit hochgradigem Hörverlust oder Taubheit ist ein Cochlea-Implantat (CI) oft die einzige Möglichkeit, wieder Klänge und Sprache zu hören. Doch viele stellen sich berechtigterweise die Frage: Wie sicher ist ein Cochlea-Implantat? Und was passiert, wenn man sich dauerhaft ein elektronisches Gerät in den Kopf einsetzen lässt?

Das richtige Material

Cochlea-Implantate werden am Kopf unter die Haut eingesetzt und bleiben dort über viele Jahre. Deshalb müssen Sicherheit und Verträglichkeit an oberster Stelle stehen. Dafür werden hochwertige, biokompatible Materialien bei der Herstellung des Implantats genutzt.

Das Implantatgehäuse besteht auch hochreinem Titan, das korrosionsbeständig und vollständig biokompatibel ist. Titan bildet eine natürliche Oxidschicht, die das Material vom Körpergewebe isoliert. Das ist ein zentraler Faktor für die langfristige Verträglichkeit. Es ist außerdem leicht und robust.

Die Drähte sowie die Elektrodenkontakte, die den Hörnerv stimulieren, bestehen aus einer Platin-Iridium-Legierung. Diese Edelmetalle sind für ihre hohe Stabilität und elektrische Leitfähigkeit bekannt und sind somit perfekt für jahrelangen, sicheren Betrieb.

Die Spule sowie der Elektrodenträger sind von medizinischem Silikon ummantelt, das weich, flexibel und gut verträglich ist. Diese Flexibilität schützt die empfindliche Cochlea beim Einführen der Elektrode.

Langlebigkeit und Zuverlässigkeit

Sicherheit bedeutet auch: Das Implantat muss über viele Jahre hinweg zuverlässig funktionieren. Derzeit[1] bietet der österreichische Hersteller MED-EL die langlebigsten Implantate[2][3][4]: Seine Titan-Implantate der neuesten Generation seit 2006 erreichen eine kumulative Überlebensrate von über 99%.

Das bedeutet, dass nahezu alle eingesetzten Systeme über viele Jahre hinweg problemlos funktionieren.

Jedes einzelne Implantat wird vor dem Versand auf Herz und Nieren geprüft, von Dichtheitstests bis zu elektrischen Funktionskontrollen. Auch bei der Implantation selbst ist ein:e Techniker:in vor Ort, der:die vor dem Schließen prüft, ob alles so funktioniert, wie es soll.

MRT-Sicherheit mit Cochlea-Implantat

Auch medizinische Untersuchungen sind Thema bei der Frage, wie sicher ein Cochlea-Implantat ist. Nicht alle Cochlea-Implantate sind für MRT-Untersuchungen geeignet. Der Magnet im Implantat kann mit dem starken Magnetfeld des MRT-Geräts wechselwirken, was zu Schmerzen, Komplikationen oder sogar Implantatschäden führen kann. Außerdem kommt es vor, dass ein MRT-Bild vom Kopf schwer zu deuten ist. Denn das Implantat wirft einen Schatten, der zu Verzerrungen im Umkreis führt.

Moderne Cochlea-Implantate ermöglichen jedoch mittlerweile problemlose MRT-Untersuchungen ohne Schmerzen, Operation oder Hörpausen. MED-EL ist der erste und einzige CI-Hersteller, der eine lebenslange MRT-Garantie verspricht – je nach Implantattyp sind MRTs mit 1,5 oder sogar 3,0-Tesla möglich. Für genauere Informationen diesbezüglich wenden Sie sich an Ihre:n CI-Techniker:in oder direkt an Ihren CI-Hersteller.

Resthörvermögen kann bleiben

Früher galt: Mit einer Cochlea-Implantation verliert der:die Patient:in noch vorhandene Hörreste. Besonders Betroffene mit fortschreitendem Hörverlust schreckt diese Gefahr oft lange von einer Implantation ab, selbst wenn sie auch mit Hörgeräten kein zufriedenstellendes Sprachverstehen mehr erreichen können.

In den 50 Jahren Entwicklung zur CI-Implantation haben sich aber CI-Technologie und OP-Technik wesentlich verbessert. Dank der besonders dünnen und atraumatischen Elektroden, die MED-EL 2006 unter der Bezeichnung FLEX einführte, kann auch mit mittellangen und langen Elektroden noch vorhandenes Hörvermögen erhalten werden. Mit der FLEX 34 ist sogar die weltweit längste CI-Elektrode in dieser hörerhaltenden Technologie erhältlich.

Wie sicher ist ein Cochlea-Implantat – Mythen aufgedeckt

Der Eingriff umfasst das Einsetzen einer Elektrode in die Cochlea (Innenohr), nicht in das Gehirn. Die OP dauert etwa 1 Stunde, ist minimalinvasiv und die Narbe wird vom Haar verdeckt. Kliniker beschreiben die Operation im Vergleich: „Bei der Cochlea-Implantation kommt es zu weniger Komplikationen als bei einer Mandeloperation.“

Die Materialien in Cochlea-Implantaten sind biokompatibel und schädigen den Körper nicht. Es gibt keine nachgewiesenen Fälle von Kopftumoren, die mit Cochlea-Implantaten in Zusammenhang stehen.

Kopfschmerzen durch die Magnetspannung sind nicht typisch, lassen sich aber durch weichere Polster oder schwächere Magnetstärken lindern. Bei Schmerzen oder anderen Beschweren wenden Sie sich direkt an Ihre behandelnde Klinik.

Moderne Prozessoren verfügen inzwischen über Schutztechnologien gegen ESD (electrostatic discharge), sodass die Nutzung von Plastikrutschen in der Regel kein Problem darstellt.

Cochlea-Implantate von MED-EL sind auf lebenslanges Hören ausgelegt und müssen, wenn überhaupt, meist erst nach Jahrzehnten ersetzt werden. Der externe Audioprozessor kann regelmäßig auf ein neueres Modell geupgradet werden, damit Sie von der neusten Technik profitieren können.

Moderne Cochlea-Implantat-Systeme sind gegen elektromagnetische Störungen abgeschirmt. WLAN, Mobilfunk und Stromleitungen stellen keine Gefahr oder Beeinträchtigung dar.

Die Vorstellung, man werde schneller vom Blitz getroffen, ist vollkommen unbegründet. Das Implantat leitet keinen Strom nach außen und birgt keine zusätzlichen Risikoquellen.

[1] Stand Juni 2025

[2] Advanced Bionics AG and affiliates. (2024). Reliability Report July 2024 IMPLANTABLE COCHLEAR STIMULATORS AND SOUND PROCESSORS. 028-Q048-02 Rev F.

[3]  Cochlear Ltd. (2023). Cochlear Nucleus System Reliability Report – Volume 22, December 2023. D2182827 V3 2024-04.

[4] MED-EL. (2025). MED-EL Cochlear Implant Systems Reliability Report April 2025 https://www.medel.com/de-at/hearing-solutions/cochlear-implants/reliability#Implant_Reliability

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